#coronaneindanke oder: Gemeinsam durch die Krise

Ich glaube es ist ca 8 Wochen her, da hörte man in den Nachrichten erstmals etwas von einem neuartigen Virus, dessen Namen auf Grund der sofortigen Assoziation mit einem beliebten Getränk in deutschen Kneipen und Biergärten sofort im Gedächtnis blieb.

CORONA


Irgendwo in einer Provinz in China hatten sich Menschen auf einem Wildtiermarkt damit infiziert und ein Teil von China stand still.

China: das ist doch ewig weit weg. Ein Land über das einige wegen ihrer Politik munkeln, das andere neidisch wegen der Wirtschaft beäugen und für manche ein Sehnsuchtsziel für den längst überfälligen Urlaub.

Aber doch sooooooo weit weg. Doch schneller als wir gucken konnten war China in aller Munde.

In unserer globalisierten Welt fand das Virus mit dem schmackhaften Namen in wenigen Wochen per Flugzeug und Schiff schnell den Weg ins bis dahin unbekümmerte Europa.

Und schnell wurde uns klar: So weit weg ist China doch nicht mehr. Schritt für Schritt, Land für Land kam der unsichtbare Wicht näher, ließ sich nicht von Grenzen, Mundschutz oder Desinfektionsmittel aufhalten.

Doch was dann folgte ist so noch nie da gewesen. Die ersten Folgen die wir in unserem Alltag zu spüren bekamen waren so skurril wie auch wegweisend für das was noch kommen sollte:

NUDELN UND TOILETTENPAPIER!!!

Lange bevor wir über Ausgangssperren und Grenzschließungen sprachen begannen wir zu „Hamstern“. Ohne Rücksicht auf Verluste oder Mitmenschen wurde und wird alles aufgekauft was nicht niet- und nagelfest ist.

Wurde früher in diversen Gruppen in Sozialen Netzwerken gefragt: Wo bekomme ich GÜNSTIG…?

Heißt es heute: Wo bekomme ich ÜBERHAUPT NOCH…?

Desinfektionsmittel und Mundschutz sind zwar nicht mehr in Geschäften verfügbar, werden aber einfach in Krankenhäusern geklaut, in denen Menschen liegen die diese Maßnahmen WIRKLICH zum Überleben brauchen.

Andererseits stehen Menschen auf Balkonen und Applaudieren für Menschen die in diesen Zeiten aufopferungsvoll alles tun um unsere Gesellschaft einigermaßen am Laufen zu halten, auf Facebook bieten Menschen ihren Nachbarn Hilfe an, gehen für sie Einkaufen oder fahren sie zum Arzt damit sie nicht die vollgestopften Busse und Bahnen nutzen müssen.

Ja, es ist ein Ausnahmezustand sonder Gleichen, für den es zu unseren Lebzeiten keinen Präzedenzfall gibt, doch selten (ich glaube nie) haben ich erlebt das Egoismus und Solidarität so nah beieinander liegen können.

Und auch in unserem Alltag ist der Zwiespalt angekommen.

Ich persönlich fühlte mich wie ein geplatzter Luftballon, als Ende Februar die ersten Veranstaltungen abgesagt wurden.

2020 hätte mein Jahr werden sollen. Das erste mal auf der Bühne bei der Top Hair, Deutschlands größte Friseurmesse. Mein erster Iinternationaler Einsatz für Redken in Mailand, mein erstes eigenes Seminar…

Auf all das hatte ich mich mit Hochdruck vorbereitet und auf einmal: PENG! Alles geplatzt.

Ich weiß das es vielen Kollegen ähnlich ging, und ja, damals (Ende Februar kommt mir schon unendlich lange her vor) habe ich den Ernst der Lage falsch eingeschätzt und hielt die Maßnahmen für übertrieben. Spätestens seit vor 2 Wochen in unseren Nachbarländern die ersten Geschäfte schlossen sind nun auch die Friseure in heller Aufregung.

Zunächst ging die Angst um: Wenn wir schließen müssen ist das der Ruin, wir werden alle pleite gehen. Anfang der Woche kam dann die Entwarnung: Unser Beruf wurde als systemrelevant eingestuft (warum auch immer) und wir dürfen weiter arbeiten. Seid dem schallt es aus allen Foren: Unverantwortlich, wir sind so nah am Kunden, wie soll das gehen, wie sollen wir uns schützen?

Ja, auch dies ein sehr kontroverses Thema.

Ich bin froh dass wir weiter öffnen dürfen, und wahrscheinlich ist auch die Schliessung unseres Salons nur eine Frage der Zeit. Auch wir stehen gerade wirtschaftlich vor einer großen Herausforderung, denn wir haben unseren Terminplan extrem entzerrt um Mindestabstände und maximale Begrenzung von Personengruppen einhalten zu können.

Wir arbeiten unter höchsten hygienischen Maßnahmen, was uns viel Zeit und somit auch Geld kostet, Und im Fall einer Schließung gibt es noch keine konkreten Pläne wie Unternehmen wie das meine wirklich gefördert und unterstützt werden können und sollen.

Mein Team trägt diese Entscheidung im vollen Umfang mit und unterstützt mich auf ganzer Linie.

Während der Teambesprechung zu dem Thema haben sie mich mit ihrem Einsatz für mich und den Betrieb, ihren Ideen und ihrer Kreativität förmlich umgehauen und im wahrsten Sinne des Wortes zu Tränen gerührt.

Für diese wundervollen Menschen muss ich weiter kämpfen, damit wir alle gemeinsam durch diese Krise kommen und gestärkt daraus hervor gehen.

Damit diese unglaublichen Friseure, Weltverbesserer, Positivdenker, Traumerfüller, Teamplayer auch nach Corona noch einen sicheren Arbeitsplatz haben und ihre Familien ernähren können.

Euch lieben Kunden können wir versichern dass wir so lange wir dürfen unsere Türen für euch offen lassen, uns und euch bestmöglich schützen und uns freuen wenn ihr hier bei uns eine kleine Auszeit von dem Chaos der Welt da draußen finden könnt. Und für den Fall das uns doch die zeitweilige Zwangsschließung droht haben wir uns mit Farbe und Pinsel bewaffnet und werden unser Kleinod in der Krefelder Innenstadt mal richtig auf Vordermann bringen.

Damit ihr auch weiterhin einen Platz habt an dem ihr einfach ihr sein dürft, und wir einen Ort an dem wir mit euch unseren Traum leben können.

Danke euch allen.

Bis ganz bald.