Earth Day – Nachhaltigkeit ist mehr als ein Image

Umweltfreundlich & erfolgreich!

Franca Schnell revolutioniert das Friseurgeschäft mit dem «Green Room» 

in Krefeld 

Vor etwa zwei Jahren traf Franca Schnell eine mutige Entscheidung und eröffnete in Krefeld den «Green Room», ein Friseursalon, der sich ganz der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Damit hat sie nicht nur ihren persönlichen Traum verwirklicht, sondern ein erfolgreiches und nachhaltiges Friseurbusiness aufgebaut. Der Erfolg gibt ihr recht, denn das grüne Konzept des 200 Quadratmeter großen Salons bringt (unerwartet) viele Vorteile mit sich! Im Gespräch mit ihr, erfahren wir mehr darüber, wie der Salon dank des grünen Charakters zum wahren Kundenmagneten wurde und welche Auswirkungen es auf ihr Salonbusiness hat. 

  1. Was hat dich dazu inspiriert, deinen Friseursalon umweltschonend zu führen?

F.S. Ich bin als Kind in einer ökologisch bewussten Familie aufgewachsen und das hat mich natürlich geprägt. Für mich war damals schon nachhaltiges, umweltbewusstes Denken und Handeln oder der bewusste Konsum von Bio-Produkten selbstverständlich. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit vor sieben Jahren, übernahm ich einen bestehenden Salon und musste mich mit den Gegebenheiten dort arrangieren. Der Salon war mit 40 Quadratmeter auf Dauer zu klein und meine Vision war eine andere. Also beschloss ich ein neues Ladenlokal zu finden, doch die Suche war herausfordernd. Ich besichtigte viele Immobilien, doch häufig waren das veraltete Läden mit schwierigen Voraussetzungen was z.B. die Wasseranschlüsse, Rohre etc. betraf. Schließlich wurde ich in einem Neubau fündig und hatte richtig Glück mit dem Vermieter, der mir ermöglichte, bereits im Bauprozess bei den neuen Salonräumlichkeiten mitzuwirken. Nachhaltigkeit war dabei für mich der wichtigste Faktor. Da mir das Nachhaltigkeitsdenken praktisch schon in die Kinderwiege gelegt wurde, war mir nicht klar, dass ein grüner Salon heute noch so etwas Besonderes ist. Erst später realisierte ich, dass die Tragweite in allen Belangen viel größer und positiver war, als ich das je gedacht hätte.

«Einblender»

«Da mir das Nachhaltigkeitsdenken praktisch schon in die Kinderwiege gelegt wurde, war mir nicht klar, dass ein grüner Salon heute noch so etwas Besonderes ist. Erst später realisierte ich, dass die Tragweite in allen Belangen viel größer und positiver war, als ich das je gedacht hätte.» Franca Schnell, Inh. Green Salon, Krefeld

  1. Welche konkreten Schritte hast du unternommen, um deinen Salon umweltschonend zu führen?

F.S. Wir haben verschiedene Maßnahmen ergriffen, z.B. trennen wir unseren Müll, recyceln Strähnen-Alufolie oder verwenden Alternativen in Papierform und haben Brillenschoner und Halskrausen durch dauerhafte Alternativen aus Naturkautschuk ersetzt. Auch in Bezug auf Energie haben wir umgestellt: Wir nutzen Öko-Strom, LED-Lampen und ein intelligentes Lichtsystem, das sicherstellt, dass nur die Plätze in unserem großen Salon beleuchtet werden, die gerade benötigt werden. Ein weiterer großer Meilenstein war, dass wir auf die biologisch abbaubaren Handtücher von Scrummi umgestiegen sind. Außerdem sparen wir Wasser durch den Einsatz der Water Saver Handbrause.

  1. Welche Vorteile hast du durch die Umstellung auf nachhaltige Produkte und Verfahren festgestellt?

F.S. Da gibt es viele! Der wichtigste Vorteil, den ich jeden Tag spüre: Unser Salon ist ein Kundenmagnet geworden! Wir konnten innerhalb kürzester Zeit 30% Neukundenzuwachs verzeichnen. Bei unseren Kundenbefragungen gaben nahezu alle Neukunden an, dass sie wegen unserer Nachhaltigkeit kamen! Natürlich kommen sie auch wegen der Qualität unserer Salondienstleistungen. Im Gespräch sagten sie uns, dass ihnen umweltfreundliches Handeln im Alltag wichtig ist und das schließt den Friseur ein. Weitere Vorteile sind auch wirtschaftlicher Natur. Andere Salons denken möglicherweise, dass die Umstellung auf «green» zu teuer ist, dabei spart man von Beginn an. Man muss ja nicht gleich eine Solaranlage aufs Dach zimmern, man kann auch mit kleinen Schritten beginnen. So kann man viel Geld sparen, wenn man z.b. auf biologisch abbaubare Handtücher umstellt. Die Rechnung ist ganz einfach: Was kostet mich eine Waschmaschinenladung mit Wasser-, Energie- und Waschmittelkosten? Ganz zu schweigen von der unnötigen Umweltbelastung. Wer die Rechnung ins Verhältnis setzt, wird schnell die enormen (Spar)Vorteile sehen. Für mich persönlich gibt es auch noch einen anderen Beweggrund. Ich finde Umweltbewusstsein auch für unsere nachfolgende Generation wichtig. Ich will mir später nicht den Vorwurf machen, dass ich nicht meinen Teil zu einer besseren Umwelt beigetragen habe. 

  1. Wie haben deine Kunden auf die umweltschonenden Maßnahmen reagiert?

F.S. Es war ein Prozess, der nicht von heute auf morgen ging. Unsere bestehenden Kunden sind quasi mit uns gemeinsam durch diese Transformation gegangen. Wir haben früher schon konsequent Müll getrennt, doch insbesondere bei Scrummi, also den biologisch abbaubaren Handtüchern, haben die Kunden unser umweltfreundliches Engagement live mitbekommen. Wir sprechen aktiv mit unseren Kunden darüber und erklären ihnen die ganzen Aspekte. Nicht nur der Tragekomfort der umweltfreundlichen Handtücher begeistert sie, sondern auch die Funktionalität, der Hygiene-Aspekt und die ausgeprägte Saugfähigkeit. Das Feedback ist bisher durchweg positiv, wobei es den einen mehr interessiert, den anderen weniger. Ich kann nur so viel sagen: Wir haben für unser umweltfreundliches Engagement noch nie ein negatives Feedback bekommen!

  1. Stichwort Salonteam: Wie wirkt sich das grüne Thema auf deine Mitarbeiter aus?

F.S. Unser Salon ist seit der Umstellung nicht nur ein Kunden- sondern auch ein Mitarbeitermagnet!  Wenn ich im Bewerbungsgespräch nachfrage, warum sie hier arbeiten möchten, ist die Antwort häufig «Weil ihr nachhaltig arbeitet und das passt zu mir. Damit würde ich mich sehr wohl fühlen…» Ich bin heute sehr glücklich und dankbar, dass ich ein so wunderbares und motiviertes Salonteam für den «Green Room» gewinnen konnte. Alle Mitarbeiter sind sehr offen für das Nachhaltigkeitsthema und identifizieren sich auch damit. Wenn wir neue Sachen oder Produkte im Salon haben, ist es wichtig, dass wir dies gut kommunizieren, sowohl intern wie auch an unsere Kunden. Meiner Erfahrung nach brauchen Innovationen immer Zeit, deshalb ist es wichtig, Mitarbeitern und Kunden auch die Story hinter einem Produkt zu vermitteln und die positiven Aspekte, insbesondere für die Umweltschonung, aufzuzeigen. 

«Einblender»

«Unser Salon ist seit der Umstellung nicht nur ein Kunden- sondern auch ein Mitarbeitermagnet!» 

  1. Wie hast du dich mit der Entsorgung von SCRUMMI-Handtüchern befasst und wie hast du sicherstellen können, dass sie tatsächlich biologisch abbaubar sind?

F.S. Wir haben einfach eine Komposttonne gekauft, die in unserem großen Hof steht. Da kompostieren die Scrummi Handtücher vor sich hin. Ich nenne das immer liebevoll unseren «Vorführkompost», denn es bildet sich daraus tatsächlich eine wunderbare, biologische Kompostkultur, die zu Erde wird und in der sich auch kleine Erdinsekten wohlfühlen. Das ist ja ein gutes Zeichen für die Bioqualität. Da wir ein großer Salon sind, kann es manchmal passieren, dass es mehr Handtücher werden, dann kann ich sie in den elterlichen Garten zum Kompostieren bringen. Soweit ich weiß, gibt es in Deutschland Städte, in denen man die Handtücher in die braune Tonne entsorgen kann. Da muss sich jeder individuell vor Ort beim Entsorgungsdienst informieren. Jedoch muss man hier genauer sortieren, da manche Handtücher Chemikalienrückstände vom Haarfärben haben können.

  1. Was würdest du einem Saloninhaber/Salons raten, die auch umweltfreundlicher werden wollen? Gibt es Maßnahmen, die vielleicht direkt u. ohne zusätzliche Kosten umsetzbar sind – im Salonalltag?

F.S. Das ist eine Frage der Motivation und der Einstellung. Aus meiner Sicht ist hier vieles schnell umsetzbar und so mancher wird erstaunt sein, wie schnell sich das amortisiert. Bei mir hat sich beispielsweise der Wechsel zum (Öko)Stromanbieter gelohnt, denn ich zahle jetzt praktisch tatsächlich weniger als vorher. Auch der Umstieg auf LED Beleuchtung ist kein Hexenwerk. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an LED Leuchten, die in jede Fassung passen. Der Wechsel zu biologisch abbaubaren Handtüchern ist ebenfalls schnell umsetzbar und hier tritt auch der Spareffekt direkt ein. Ich würde auch dazu raten, sich bei den Firmen, mit denen Salons arbeiten, genau zu informieren, wie umweltverträglich die Produkte sind, mit denen sie arbeiten oder nach Alternativen schauen.

  1. Als du deinen Salon nachhaltig u. umweltfreundlich aufgebaut hast, gab es da auch Hürden oder Schwierigkeiten?

F.S. Ja. Meine Erfahrung ist, dass das Interesse von Ämtern oder Behörden an der Umweltfreundlichkeit von Unternehmen begrenzt ist. Ich denke, dass es für Selbstständige hier keine ausreichenden Angebote oder Fördergelder gibt, um sie bei der Umsetzung eines umweltfreundlich agierenden Unternehmens zu unterstützen. Die Unterstützung von Solarenergie würde ich hier sehr begrüßen. Nachhaltige Salon- oder Unternehmenskonzepte sollten gefördert werden, um andere zu motivieren, diesen Weg auch zu gehen. 

  1. Stichwort Marketing: Wie kommunizierst du das an eure Kunden, bzw. wie machst du darauf aufmerksam, dass euer Salon nachhaltig arbeitet?

F.S. Ich denke in erster Linie ist es wichtig, dass der Salon auch wirklich umweltfreundlich agiert. Authentizität zahlt sich immer aus und bewirkt schon vieles für sich. Wir informieren auf unserer Webseite ausführlich über alle unseren grünen Maßnahmen und achten weiterhin beim Online-Marketing darauf, darüber zu sprechen. Social Media ist wichtig, aber auch auf unseren Tablets im Salon können sich die Kunden informieren. Weiterhin haben wir ein regelmäßig erscheinendes Booklet, in dem wir unseren Kunden unsere Salon-News mitteilen und auch über unsere gelebte Nachhaltigkeit sprechen.

  1. Denkst du, Friseure könnten etwas bewegen, um den Übergang zu umweltfreundlichen Produkten und Arbeitsweisen in der Branche zu etablieren? 

F.S. In Deutschland gibt es round about 80.000 Salons. Wenn die nichts bewegen können, wer dann? Wir haben das Glück in einer energiegeladenen und kreativen Branche zu arbeiten, und wenn Friseure etwas bewegen wollen, dann machen sie es auch. 

  1. Was wünschst du dir für die Friseurbranche in der Zukunft in Hinsicht auf Umweltfreundlichkeit?

F.S. Ich würde mir von der Branche wünschen, dass es uns Friseuren einfacher gemacht wird, nachhaltiger zu arbeiten. Da würde ich mich mir von der Industrie noch mehr Innovation wünschen. Auch beim Versand der Produkte müsste man besser darauf achten. So ist es mir erst kürzlich passiert, dass bei einer Sammelbestellung eine einzige Tube in einen großen Versandkarton gepackt wurde. Auch bei den Haarfarben wünsche ich mir mehr Transparenz und bessere Kommunikation bezüglich der Inhaltsstoffe. Wir sind in einer Generation angekommen, in der jeder wissen will, was in seinem Essen ist und was er an seinen Körper lässt. Das trifft auch für Haarkosmetik zu. Ich muss das meinen Kunden gegenüber auch transparent darlegen können! Auch im Bereich der Saloneinrichtung gibt es nicht genügend Angebote. Ich habe bei meinem Salon darauf geachtet, dass die Möbel in Deutschland gefertigt wurden. Noch drastischer ist es bei Friseurtechnik, was Haarschneidemaschinen, Föhne und elektrische Stylingwerkzeuge, wie Glätteisen, Lockenstäbe betrifft. Hier tut sich meines Wissens nach bisher keine Firma mit besonderen Angeboten hervor. Oder zumindest eine deutlichere Ökomarkierung auf den Verpackungen dieser Produkte oder genauere Angaben über den Energieverbrauch würden helfen. Möglicherweise hat sich hier schon mehr getan, doch mir ist hier keine Marke bekannt. Auch könnten solche Hersteller darauf aufmerksam machen, ob es sinnvoll ist den Stecker einer Maschinen-Ladestation den ganzen Tag an der Steckdose zu lassen? Gäbe es eine Haarschneidemaschine die im besten Sinne ökofriendly ist, würde ich diese sofort kaufen und wäre bei entsprechender Langlebigkeit auch bereit, etwas mehr zu investieren.

  1. Du bist mit deinem Salon erfolgreich unterwegs, was ist dein persönliches Erfolgsgeheimnis?

F.S. Meiner Meinung nach hat das weniger mit einem Geheimnis, als eher etwas mit dem Mindset zu tun. Bei mir ist es ganz einfach die Leidenschaft für meinen Beruf und ich liebe es, meinen Erfolg zu teilen – in jeder Hinsicht. Mit meinem Team teile ich ihn sowohl finanziell als auch auf sozialer Ebene. Ich teile mein Wissen auch mit anderen Salons und gebe als Fachtrainerin Seminare für Redken. Das macht mir unheimlich Freude und ich genieße diese Begegnungen mit Berufskollegen/innen. Man kann nur ein Feuer entzünden, wenn man für ein Thema brennt. 

  1. Hand aufs Herz: Dein bester Salonmoment?

F.S. Ich erlebe jeden Tag so viele tolle Momente, dass ich das nicht an einem Ereignis festmachen möchte. Ich habe ein tolles Team, welches ich regelrecht feiere. Wir leben sozusagen unseren Traum gemeinsam.  Mein Team so zu sehen, das macht mich unfassbar stolz. Ich habe auch viele tolle Momente mit meinen Kunden. Wie schade wäre es denn, wenn ich nur einen Moment hätte. 


Schreibe einen Kommentar